Hier wird der Geisteszustand Ignoranz beschrieben.
In der buddhistischen Lehre wird das Dasein der Tiere als eine Form intensiven Leidens beschrieben. Die Welt der Tiere teilt sich in zwei Hauptkategorien: solche, die in den Tiefen leben, und solche, die über verschiedene Orte verteilt sind.
1. Tiere, die in den Tiefen leben
Diese Tiere bewohnen die großen Ozeane und Meere und umfassen unzählige Arten von Fischen, Reptilien, Schildkröten, Würmern und anderen Lebewesen. Einige von ihnen sind gigantisch, andere winzig klein, doch alle teilen dasselbe Schicksal: ein Leben voller Leid. Die größeren Tiere verschlingen die kleineren, während die kleineren in den Körpern der größeren leben und diese von innen heraus verzehren. Es herrscht ein ewiger Kreislauf von Fressen und Gefressenwerden. In den dunkelsten Tiefen, weit entfernt von Licht und Wärme, leben Wesen ohne jegliches Bewusstsein darüber, was sie tun oder unterlassen sollten. Sie sind in einem Zustand ständiger Unwissenheit gefangen und erfahren grenzenlose Qualen.
2. Tiere, die über verschiedene Orte verstreut leben
Tiere, die in der Nähe der Menschen oder der Götter leben, sind ebenfalls von Leid erfüllt. Die sogenannten Nagas, Schlangenwesen, leiden unter Angriffen von Garudas und unter brennendem Sandregen. Doch auch die wilden Tiere unserer Welt erleben ständige Angst. Immer müssen sie auf der Hut sein, denn das Gesetz des Stärkeren regiert: Raubtiere lauern überall, kleinere Tiere werden von größeren gejagt, und selbst die kleinsten Lebewesen, wie Insekten, sind in diesem Kreislauf von Töten und Getötetwerden gefangen.
Der Mensch trägt zu diesem Leid erheblich bei. Mit ausgeklügelten Methoden jagt und tötet er Tiere, um ihre Körperteile zu nutzen: Elefanten für ihre Stoßzähne, Tiger für ihr Fell, oder Moschusochsen für ihr Duftsekret. Auch domestizierte Tiere bleiben von dieser Ausbeutung nicht verschont. Rinder, Schafe, Pferde und andere Nutztiere werden gemolken, gepeinigt und getötet, sobald sie dem Menschen keinen Nutzen mehr bringen. Sie erleben keine natürliche Altersschwäche, sondern sterben meist durch die Hand des Schlächters.
Das Mitgefühl kultivieren
Die buddhistische Sichtweise ruft dazu auf, Mitgefühl mit allen Lebewesen zu entwickeln, insbesondere mit den Tieren. Sie leiden nicht nur körperlich, sondern auch aufgrund ihres Mangels an Bewusstsein und der Unfähigkeit, sich aus diesem Leidenskreislauf zu befreien. Es wird betont, dass alle Lebewesen, auch die kleinsten, Gefühle von Freude und Schmerz empfinden können. Aus diesem Grund sollten wir ihnen mit Liebe und Mitgefühl begegnen.
Durch die Praxis von Mitgefühl und dem Wunsch, alle Lebewesen zu befreien, können wir positive Taten anhäufen und diese zum Wohle der leidenden Wesen widmen. Der Weg des Dharma zeigt uns, wie wir mit Mut und Hingabe den Wesen in den niederen Bereichen helfen können, aus ihrem Leid zu entkommen. Die buddhistische Lehre ermutigt uns, unser eigenes Leben auf diesem Weg zu führen, um schließlich alle Lebewesen in das Reich der Buddhas zu führen, frei von Leid und Schmerz.
Fazit
Das Leiden der Tiere ist tiefgreifend und vielschichtig. Sie sind gefangen in einem Kreislauf von Unwissenheit, Ignoranz, und Schmerz, aus dem sie sich allein nicht befreien können. Die buddhistische Lehre ruft uns dazu auf, Mitgefühl zu kultivieren, für diese Lebewesen zu beten und uns für ihre Befreiung einzusetzen. Denn letztlich haben auch sie das Potenzial, aus dem Kreislauf des Leidens auszubrechen – mit unserer Hilfe und durch die Praxis des Mitgefühls.
Gebet für die Befreiung aller Wesen in den drei niederen Bereichen
„Nun, da ich das Dharma des Großen Fahrzeugs erkannt habe und die Gelegenheit habe, den Pfad zu praktizieren, der sowohl mir als auch anderen wahrhaften Nutzen bringt, will ich dieses Dharma mutig und entschlossen üben. Allen Hindernissen zum Trotz, werde ich mit festem Herzen die Wesen der drei niederen Bereiche auf den Pfad der Befreiung führen, hin zu den reinen Buddhafeldern.“
Die drei niederen Bereiche sind der Bereich der Tiere und die schon beschriebenen Bereiche Höllen und Hungergeister.
Quelle: Die Lehren von Patrul Rinpoche, „The Words of My Perfect Teacher“