menschliches Leid

Das Leid der Menschen aus buddhistischer Sicht – Teil 1

Hier wird der Geisteszustand Begierde beschrieben.

In der buddhistischen Lehre wird das menschliche Dasein als eines der sechs Daseinsbereiche betrachtet, das stark von Leid geprägt ist. Dabei leiden Menschen unter den drei grundlegenden Formen des Leidens sowie den vier großen Leiden: Geburt, Alter, Krankheit und Tod. Zudem erleben sie die Angst vor Feinden oder dem Verlust geliebter Menschen und das Unbehagen, wenn Wünsche unerfüllt bleiben oder man mit ungewollten Situationen konfrontiert wird.

Das Wort für Leid ist in Sanskrit Duhka (in Pali Dukkha) und bedeutet auch Unzufriedenheit.

Die drei grundlegenden Arten des Leidens

1. Das Leid der Veränderung

Dies beschreibt das Leid, das entsteht, wenn sich glückliche Zustände plötzlich ins Gegenteil verkehren. Ein Beispiel dafür ist, wenn wir uns nach einem guten Essen zufrieden fühlen, doch wenig später von Schmerzen aufgrund einer Krankheit heimgesucht werden. Ebenso kann ein plötzlicher Verlust, wie der Raub unseres Besitzes oder eine unerwartete Krankheit, schnell aus einem Moment des Glücks Leid machen. Da nichts im Samsara von Dauer ist, führt letztlich jedes Glück in Leiden. Aus diesem Grund ist es ratsam, sich von weltlichen Anhaftungen zu lösen.

2. Die Leides-Kette

Hierbei handelt es sich um das Erleben von Leid, das sich häuft; ein Unglück folgt dem anderen, bevor das erste abgeklungen ist. Beispielsweise könnte jemand an einer Krankheit leiden, nur um dann auch noch durch Unfälle oder persönlichen Verlust weiter belastet zu werden. Diese Art des Leids zeigt, dass das Leben in Samsara von dauerhaften Schmerz geprägt ist, ohne Hoffnung auf anhaltende äußere Freude.

3. Das Leid des Bedingten

Selbst wenn man denkt, es gehe einem gut, ist man tief in die Ursachen des Leidens eingetaucht. Unsere Lebensweise, selbst alltägliche Konsumgüter wie Essen und Kleidung, basiert auf Handlungen, die direkt oder indirekt Leid verursachen. Nehmen wir zum Beispiel Tee und Getreide. Ihre Produktion und der Handel damit sind mit unzähligen negativen Handlungen verbunden, von der Schädigung kleiner Lebewesen bei der Ernte bis hin zu den Leiden der Arbeiter und Transporttiere. All dies führt unweigerlich zu negativem Karma und verursacht weiteres Leiden in zukünftigen Existenzen.

Alles, was heute Glück zu sein scheint, besteht also in Wirklichkeit zum großen Teil aus dem Leid der anderen Lebewesen.

Fazit

Dieser Kreislauf des Leidens, bekannt als Samsara, zeigt, dass alles, was in dieser Welt als Glück erscheint, letztlich unbeständig und mit Leid durchsetzt ist. Die buddhistische Lehre ermutigt daher zur Loslösung von diesen weltlichen Verstrickungen und zur Erkenntnis, dass wahres Glück nicht durch die Ansammlung oder das Festhalten an vergänglichen Dingen erreicht werden kann. Stattdessen soll man sich dem Erkennen der wahren Natur des Leidens widmen, um letztlich Befreiung zu finden.

Quelle: Die Lehren von Patrul Rinpoche, „The Words of My Perfect Teacher“