Die Absurdität als Durchgangstor – Ein Gedicht über das absurde, taumelnde Menschsein zwischen Dummheit und Sehnsucht, zwischen Grütze und Erwachen.
Der Bruch der Linien führt unweigerlich
zur klaren Erkenntnis der Dummheit des Seins.
Unbeholfen flutscht es durch die Zeit,
findet keinen Halt, weder hier noch dort.
Sein roter Sabber glüht durch Räume,
voll von wirrem Unbehagen, mit Grütze beladen.
Spuckend fleht es nach Sehnsucht,
das Unglück im Gepäck
einer verhängnisvollen Liebe.
Der Mond, ein entleertes Ei,
schwebt über der Straßenecke,
wo Versprechen in Scherben splittern
und Wiederkehr kein Wunder,
sondern Routine geworden ist.
Ein Hund bellt dem Nirvana hinterher.
Ein Schweigender steht im Ampellicht
mit Tüten voll gesammelter Stille.
In seinem Gesicht ein Mandala aus Staub
und wirren Schleifen.
Wo warst du, als die Erinnerung
sich selbst vergaß?
Als der Wunsch sich
in seinem eigenen Echo verlor?
Als das Karma den Rückwärtsgang wählte?
Und wenn alles nur
eine seifenblasenartige Störung
im Windkanal des Kausalen ist –
warum dann noch die Mühe, zu glauben,
man könne etwas halten?
Und doch – trägt etwas in dir
die Form des Nicht-Ankommens wie ein stilles Siegel.
Vielleicht ist genau das das zarte Einverständnis mit dem Wind,
der durch dich geht, ohne zu bleiben.
Vielleicht ist die Grütze auch eine Suppe,
gekocht aus all dem, was du nie sagen konntest.
Und der Sabber – war nur Tau
auf der Unterlippe des Werdens.
Wenn du lauschst, ganz leise,
ohne Absicht – hörst du vielleicht
einen Ton der nie erklang
und dennoch dich schon immer ruft.
© 10.07.2025 Chris Nivata – Alle Rechte vorbehalten.
Meditativer Kommentar zu „Gleich-Gültig“
Nicht Anleitung, nicht Trost, nicht Erklärung.
Dieses Gedicht ist ein Spiegel –
geformt aus dadaistisch anmutendem Unsinn,
blühenden Gedanken und gesammelter Stille.
Es nimmt das Groteske ernst, nicht als Flucht vor Tiefe,
sondern als Einladung:
Zum Lächeln über das eigene Straucheln,
zum Lauschen im Durcheinander.
Die Bilder taumeln – wie das Menschsein selbst,
zwischen Scherben und Mandalas,
zwischen Sinnsuche und Ampellichtern.
Doch zwischen Sabber und Sehnsucht blitzt eine Wahrheit auf,
die sich nicht fassen lässt:
Dass vielleicht genau das Haltlose der Raum ist,
in dem das Erwachen atmet.
Im Buddhismus spricht man von Leerheit
– sie bietet eine Art Durchlässigkeit.
Nichts muss festgehalten werden.
Nicht einmal der Wunsch, endlich irgendwo anzukommen.
Dieses Gedicht will nichts erklären.
Es bleibt. Neben dir.
Wie ein Hund, der dem Nirvana hinterherbellt
– und vielleicht doch weiß, wohin es geht.
Nivata

