Wahrheit im Wandel – Heimkehr, Klang und die Übung des Ehrlichseins

Wahrheit im Wandel – Heimkehr, Klang und die Übung des Ehrlichseins

Ich bin gerade mitten im Umzug – zurück in unser Haus auf Gran Canaria. Nach Monaten des Ausprobierens und des Lebens auf anderen Wegen fühlt sich diese Rückkehr wie ein bewusstes Einatmen nach langer Strecke an. Manchmal führt der Weg uns nicht weiter fort, sondern zurück an einen Ort, den wir schon kannten – aber mit anderen Augen.

Ein Umzug ist mehr als das Verschieben von Möbeln. Er rüttelt an Routinen, löst Altes, schafft Raum für Neues. Zwischen Kartons, Kabeln und Papierkram zeigt sich das Wesen von Veränderung: Nichts bleibt fest, und doch trägt uns etwas durch alles hindurch. In diesen kleinen Herausforderungen begegnet uns eine Form von Meditation. Nicht durch Stille allein, sondern durch Präsenz im Moment – das Wahrnehmen dessen, was ist, ohne zu bewerten.

Parallel arbeite ich an einem neuen Song für Call Skanda. Thema: die Wahrheit. Im Buddhismus heißt es, wir sollen falsche Rede vermeiden – refrain from incorrect speech. Doch das geht über das bloße Nicht-Lügen hinaus. Es ist die Übung, Worte zu wählen, die klar und getragen von Mitgefühl sind. Ehrlich zu sprechen ist oft schwerer, als es scheint.

Das Schreiben eines Songs ist für mich ebenfalls eine Form der Meditation. Jede Spur, jedes Instrument, jede Nuance verlangt Aufmerksamkeit. Wenn alles gleichzeitig erklingt, kann es chaotisch wirken. Aber wenn ich lausche, geduldig abwäge, loslasse und wieder beginne, entsteht Ordnung und Stille im Klang. So wie bei der Wahrheit: Sie lässt sich nicht erzwingen, nur freilegen, bis sie hörbar wird.

Vielleicht ist jeder Umzug, jede Veränderung, jeder kleine Schritt im Alltag eine Einladung, ehrlicher zu werden – mit uns selbst, mit anderen, mit dem Leben. Nicht als Bekenntnis, sondern als Haltung. Wer sich selbst bewusst wahrnimmt, wird auch klarer sprechen. Und manchmal ist schon das ein kleiner Akt der Befreiung.

So schließt sich der Kreis: Ich kehre zurück in ein altes Haus – und merke, dass ich selbst neu darin bin. Das Leben bleibt Bewegung, Wandel ist unausweichlich. Doch der Ort, an dem wir ankommen, liegt selten außerhalb von uns. Er ist im Herzen, in der Präsenz, im Zuhören.

Danke, dass du da bist.
Chris 🙏

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